Am 7. Juli 1970 stürzte im Wimbachgries ein deutscher Hubschrauber vom Typ Bell UH 1D mit 8 französischen und 4 deutschen Soldaten ab. Mit Ausnahme eines französischen Soldaten, des Chasseurs Jean Pierre Guimet, kamen dabei alle Soldaten ums Leben. Die französischen Soldaten waren Angehörige der 2. Kompanie des 27. Bataillons de Chasseurs Alpins (B.C.A.) aus Annecy. Erstmals in der Geschichte beider Armeen überhaupt fand im Rahmen eines Kompanieaustausches ein gemeinsames Übungsvorhaben französischer und deutscher Soldaten statt. Die 3. Kompanie des GebJgBtl 232 unter Führung von Hptm Lauterbach war bereits eine Woche zuvor zusammen mit dem Hochgebirgszug des Bataillons nach Annecy aufgebrochen und befand sich zur Gebirgs- und Eisausbildung im Mont Blanc – Massiv. Die 2. Kompanie des 27. B.C.A. war 2 Tage zuvor in der Strub eingetroffen und hatte zusammen mit der betreuenden 4. Kompanie des GebJgBtl 232 unter Hptm Schrimpf zur Gebirgsausbildung auf die Reiteralpe verlegt. Ausbildungsthema am 7. Juli war die Zusammenarbeit mit Heeresfliegern.
Zum 50. Jahrestag des tragischen Unglücks, am 7. Juli 2020, hatte das GebJgBtl bereits eine kleine interne Erinnerungsfeier am Gedenkkreuz nahe des Wimbachschlosses durchgeführt. Die Teilnahme einer französischen Abordnung und ziviler Gäste war wegen der damaligen Pandemie-Lage nicht möglich.
Von französischer Seite bat man nun, nachträglich zu diesem Jahrestag, am 8. Oktober 2020 das gemeinsame Gedenken unter Teilnahme einer starken französischen Abordnung nachzuholen. Diesem Wunsch kam das GebJgBtl 232 gern nach. Allerdings wurde auch dieses Mal wegen der aktuellen Pandemielage auf die Einladung der Öffentlichkeit verzichtet.
Die französische Delegation wurde von ihrem Bataillonkommandeur Oberstleutnant Ivan Morel geleitet. Die damals übende 2. Kompanie des 27. B.C.A war durch einen Zug Gebirgsjäger unter Führung von Hauptmann Grouin vertreten. Auf deutscher Seite nahm eine starke Abordnung der 4. Kompanie unter ihrem Kp-Chef, Major Felix Greis, teil. Unter den französischen Gästen befanden sich u.a. auch der damalige KpChef der 2. Kp des 27. B.C.A., Oberstleutnant a.D. Michel Putz sowie der einzige Überlebende des tragischen Unglücks, der Chasseur Jean Pierre Guimet. Auf deutscher Seite waren neben dem Vorsitzenden der GebJgKam 232, Gerd Schelble, mit der Fahnenabordnung, ebenfalls einige Zeitzeugen der damaligen Ereignisse vertreten. Oberst a.D. Klaus Gerlach war damals S1/S2-Offizier des Bataillons und das Lied vom guten Kameraden blies beim Gedenken Erhard Moldan, damals Stabsdienstunteroffizier der 2. Kompanie und später langjähriger Leiter der Musikkapelle Berchtesgaden.
Die Eröffnungsworte zur Gedenkfeier sprachen gemeinsam die Bataillonskommandeure des 27. B.C.A., OTL Ivan Morel, und sein deutscher Kamerad OTL Martin Sonnenberger. Wegen der Einsatz bedingten Abwesenheit beider Militärpfarrer hatte Pfarrhelfer Johann Reiter mit eindrucksvollen Worten die Gestaltung des liturgischen Teils der Gedenkstunde übernommen.
Der erste deutsch-französische Kompanieaustausch war mit hohen Erwartungen verbunden gewesen. Erstmals kamen Soldaten beider Nationen zusammen, um freundschaftlich zusammen zu üben. Jahrhundertelang war das Verhältnis beider Länder durch tiefste Feindschaft gekennzeichnet gewesen. Wenn sich Soldaten beider Nationen trafen, dann auf dem Schlachtfeld. Die Ereignisse um den 7. Juli 1970 waren geeignet, den zaghaften Start in ein neues Miteinander traumatisch zu belasten. Das Gegenteil aber war der Fall! Wer damals dabei war, wird sich erinnern, dass Franzosen und Deutsche damals eher das Bedürfnis hatten, näher zusammenzurücken, um sich gegenseitig Halt zu geben. Es liegt auch eine gewisse Logik in dieser Entwicklung, dass bereits ein Jahr später zwischen unseren beiden Bataillonen eine offizielle Patenschaft begründet wurde, die bis heute lebendig gestaltet wurde. Im Geist der neuen Partnerschaft beider Nationen, die durch den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag von 1961 auf eine neue Basis gestellt worden war, entstanden zahlreiche gemeinsame Projekte der Zusammenarbeit zwischen den Soldaten beider Länder. Eine deutsch-französische Brigade wurde in Deutschland stationiert, ein deutsch-französisches Korps entstand in Frankreich, die Ausbildung der Heeresflieger beider Nationen wird schon seit Jahrzehnten in einer gemeinsamen Schule in der Bretagne praktiziert. Einsatzaufträge wurden, wie z.B. erstmals mit der deutsch-französichen Brigade in Bosnien und Herzegowina gemeinsam durchgeführt. In zahlreichen Ausbildungseinrichtungen werden wechselseitig Soldaten beider Armeen ausgebildet. Ein Beispiel ist, dass am 8. Oktober auch 2 französische Kadetten anwesend waren, die gerade ihre Grundausbildung bei der 6.Kompanie abgeschlossen haben und im Rahmen ihrer weiteren Ausbildung zum Offizier die entsprechenden deutschen Lehrgänge an der Infanterieschule in Hammelburg und an der Offizierschule in Dresden absolvieren werden. Die deutsch-französische Freundschaft ist eine nun fast 60-jährige Erfolgsgeschichte. Soldaten beider Armeen haben wesentlich dazu beigetragen.