Am Nachmittag des 07.07. 2020 wurde in der Kaserne Strub das Gelöbnis der Rekruten des 2.Quartal 2020 ohne Eltern oder Abordnung wie der GebJgKam durchgeführt. Es war nur der Standortbürgermeister als Vertreter der Öffentlichkeit und die örtliche Presse auf dem Ex-Platz eingeladen.
 
 
 
 
 
Im Anschluss hat Christan Wechslinger (Berchtesgadener Anzeiger) seine Eindrücke niedergeschrieben:
 

Richt euch – Corona

Feierliches Gelöbnis mit Abstand in schwieriger Zeit

 
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sieht das Feierliche Gelöbnis ihrer Soldaten gerne mit Beteiligung der Bevölkerung. Doch die derzeitigen Umstände bewogen die militärische Führung das Feierliche Gelöbnis der Rekruten der 6. Kompanie in der Kaserne auf dem Exerzierplatz des Gebirgsjägerbataillons 232 durchzuführen. Nachdem die Einberufung der Soldaten wegen des Virus um zwei Monate in den Juni verschoben worden ist, absolvieren die Rekruten unter dem Kommando von Hauptmann Sandra Muth noch bis nächste Woche ihre militärische Grundausbildung.
 
Erstmals nach langer Zeit der Gelöbnisse an besonders schönen Plätzen in den Berchtesgadener Gemeinden fand ein Feierliches Gelöbnis wieder einmal innerhalb der Kasernenmauern statt. Schon das Aufstellen der mit schwarzen Masken bewehrten Soldaten war ein völlig neuer Anblick. Auch das Ausrichten vollzog sich im befohlenen Abstand mit einer Armlänge in beiden Richtungen. Rekrutensprecher Alexander Frank sprach von besonderen Maßnahmen in besonderen Zeiten, die ein sehr kleiner, aber umso mächtiger Feind heraufbeschworen habe. Der Rekrutensprecher erinnerte in seiner Ansprache daran, dass der militärische Dienst eigentlich am 1. April hätte beginnen sollen. Doch bedingt durch Corona erfolgte der Marschbefehl nach einem virtuellen Lernen sodann erst am 2. Juni, als für alle ein neuer Lebensabschnitt mit vielen neuen Menschen begann. Frank sprach vom Weckruf um 4.30 Uhr und langen sowie harten Tagen. Märsche bei großer Hitze, Formaldienst, Waffen- sowie Sanitätsausbildung forderten jede Soldatin und jeden Soldaten bis an physische und psychische Grenzen. „Doch genau diese Herausforderungen haben wir gesucht und die gemeinsame Bewältigung dieser Aufgaben ließ uns zu Kameradinnen und Kameraden werden“, führte der Rekrutensprecher weiter aus. Frank erinnerte an die Ausbilder, welche dem zunächst wilden Haufen die nötige Disziplin beigebracht haben. „Uns das in gut einem Monat beizubringen wofür ansonsten drei Monate Zeit ist, zeugt von der hohen Professionalität unserer Ausbilder“, erklärte Frank, der abschließend vom vereinten Willen für das Vaterland sprach, das allen viel gäbe und man jetzt zurückgeben könne, egal wie lange und wo man in Zukunft diene.
 
Ein Virus sorgt für ein neues Konzept
 
Bataillonskommandeur Oberstleutnant Martin Sonnenberger sprach davon, dass der Virus denSoldaten einen Strich durch die Rechnung gemacht habe, man aber dafür gesorgt habe, dass die Eltern und Angehörigen der Rekruten mit Film und Fotosequenzen über den großen Tag versorgt würden. Der Kommandeur dankte seinen Ausbildern, die innerhalb kürzester Zeit mitvöllig neuen Rahmenbedingungen durch großes Engagement eine vollkommen neue Grundausbildung mit betreuter Distance-Learning-Phase und einer komprimierten Power-Ausbildungsphase in sechs Wochen auf die Beine gestellt haben. Sonnenberger lobte die Rekrutinnen und Rekruten, die flexibel auf alle Situationen reagiert und sich den Herausforderungen gestellt haben, die auf sie zugekommen seien. Der Kommandeur machte seine grundsätzliche Sorge deutlich, ob alle den Biss hätten die langen Ausbildungsblöcke mit Abwesenheit von zu Hause über mehrere Wochen durchzuhalten. Doch fast alle hätten ihn eines Besseren belehrt, so Oberstleutnant Sonnenberger, der allen Angetretenen für deren Entschluss und die Bereitschaft dankte der Bundeswehr zu dienen. Von den Streitkräften im Kalten Krieg über die Armee der Einheit nach der Wiedervereinigung bis hin zu einer Armee im Einsatz habe sich die Bundeswehr in nunmehr beinahe 65 Jahren den stets verändernden sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen folgend gestellt, führte der Bataillonsführer weiteraus. Ein Leben in Freiheit, Wohlstand und Frieden sei nicht als gegeben anzusehen, sondern zu bewahren und nötigenfalls zu verteidigen. Im Weiteren sprach Sonnenberger von den vielfältigen Aufgaben, welche auf die Soldaten warteten. Mit dem Gelöbnis übernehmen die Soldaten Verantwortung für die Gesellschaft. Gerade in einer Zeit der Individualisierung und Eigenoptimierung, in der sich Menschen zu allererst fragten, was das für sie bringe, stellen sich Soldaten gegen diesen Trend. So sei der Dienst des Soldaten ein ganz besonderer und es heißt dorthin zu gehen wohin einen die Bundesregierung entsende, machte Sonnenberger deutlich. Das Handeln deutscher Politik sei stets in Beschlüsse internationaler Organisationen eingebettet. Militärische Maßnahmen seien dabei nur ein Beitrag und Teil eines Gesamtpaketsvielschichtiger Anstrengungen, machte der Kommandeur deutlich und dankte auch den Angehörigen der Rekruten für deren Verständnis. Der zweite Bürgermeister der Garnisonsgemeinde Bischofswiesen Thomas Resch hieß die Soldatinnen und Soldaten im Namen von Landrat Bernhard Kern, seiner Bürgermeisterkollegen und der Berchtesgadener Bevölkerung herzlich willkommen. Jeder wünsche sich eine Welt in Frieden. Dennoch gelte immer noch der Grundsatz „Wer den Frieden möchte, muss sich für den Krieg rüsten“, so Resch, der allen stets Gesundheit wünschte.
 
Text u. Bilder
Christian Wechslinger