Am 05.10.2021 wurde in der Strub Kaserne das Gelöbnis der Rekruten des III. Quartal 2021 durchgeführt.

Im Anschluss hat Helmut Wegscheider seine Eindrücke niedergeschrieben:

 

Feierliches Gelöbnis in der Gebirgsjägerkaserne

 

Erstmals wieder Angehörige mit dabei; würdiger Rahmen durch Gebirgsmusikkorps

 

Bischofswiesen (hw) – Es war ein erster Schritt zurück zur Normalität. Erstmals seit eineinhalb Jahren durften wieder die Angehörigen der Rekruten mit vor Ort sein, wenn ihre Schützlinge den Treueeid zur Bundesrepublik Deutschland öffentlich bekundeten. Jetzt fehlt nur noch der Weg zu den Patengemeinden mit einer Teilnahme der breiten Öffentlichkeit. Für Oberstleutnant Martin Sonnenberger, den Kommandeur des Gebirgsjägerbataillons 232 war es sein letztes Gelöbnis in der Strub, denn er wird die ‚Struber Jager‘ nächste Woche an seinen Nachfolger Oberstleutnant Sebastian Becker übergeben.

Für einen feierlichen würdigen Rahmen sorgte das Gebirgsmusikkorps aus Garmisch Partenkirchen, das nicht nur bei der Bayern- und Nationalhymne, sondern vor allem auch beim ‚Bayerischen Militärgebet‘ Gänsehautstimmung erzeugte.

Bischofswiesens dritter Bürgermeister Wolfgang Fegg stellte in seiner Rede vorab die Frage, was es heutzutage bedeutet, der Bundesrepublik Deutschland zu dienen? Es gibt wohl mehrere Antworten, doch der Grundgedanke ist, dass wir ein freies Land sind mit Recht auf Bildung, einer Gleichberechtigung der Geschlechter und freien Wahlen. „Diese Freiheiten in einer Demokratie zu verteidigen ist unser aller Aufgabe und muss jeden Tag neu erkämpft werden“, ist Wolfgang Fegg überzeugt. Der dritte Bürgermeister nannte die Rekruten einen Spiegel der Gesellschaft, um der Welt das Leben in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit (wie die Franzosen sagen) zu verdeutlichen. „Ihr seid der Rückhalt und manchmal auch die Speerspitze unseres freien Lebens in Deutschland und Europa“, so Fegg. Im Namen der Patengemeinden Ramsau, Markt Schellenberg, Schönau am Königssee, Berchtesgaden, Neuötting und Bischofswiesen wünschte er den 138 Rekruten viel Freude beim Soldatenberuf und bedankte sich für die immer wieder geleistete Unterstützung bei Katastrophenfällen wie Schneemassen oder Unwetter/Hochwasservorfällen.

Rekrutensprecher Vollath spricht aus dem Nähkästchen

Anschließend trat der Rekrutensprecher, Jäger Vollath nach vorne und berichtete von seinen persönlichen und den Erfahrungen aller Rekruten, deren Dienst bei der Bundeswehr so einiges veränderte im Leben eines jungen Menschen. Aufgrund der, durch Corona Auflagen, verkürzten Grundausbildung waren die Inhalte eng getaktet und es blieb kaum Platz für Privates. „Für das Eingewöhnen in unseren ‚Zweitwohnsitz‘ hatten wir wenig Zeit. Nicht jeder von uns stand um 04:50 mit einem breiten Grinsen auf, doch nach und nach normalisierte sich das alles mit Betten machen, Körperhygiene und Stiefel putzen“, so der Rekrutensprecher. Er vertrat die Meinung, dass eine gewisse disziplinierte Routine nicht nur bei den Eltern gut ankommt. Für Jäger Vollath wird auch die Kameradschaft ganz groß geschrieben. „Die gegenseitige Motivation zum Durchhalten und das gemeinsame Miteinander sind Dinge, die man wahrscheinlich nur bei der Bundeswehr so erlebt. Ein Dank an die Ausbilder und Vorgesetzten, die uns stets vorangetrieben haben und uns zur Seite gestanden sind“, schloss der Rekrutensprecher seine Ausführungen ab.

Kommandeur Martin Sonnenberger bei seinem letzten Gelöbnis

Sehr zufrieden zeigte sich der Kommandeur des GebJgBtl 232 Oberstleutnant Sonnenberger, dass seit eineinhalb Jahren wieder ein Gelöbnis in gewohnterer Form stattfinden konnte. Mit sicher auch einem weinenden Auge bei seinem letzten Gelöbnis verdeutlichte er nochmal die Grundeigenschaften und Aufgaben eines Soldaten und bei uns speziell die des Gebirgsjägers. Aus seiner Sicht gehören Gelöbnisse in die Öffentlichkeit, in die Gesellschaft, deren Recht und Freiheit die Bundeswehr verteidigt. „Sie übernehmen als Soldat Verantwortung für die von unserer Gesellschaft im Grundgesetz festgelegten Rechtsstaatsprinzipien. Soldat sein ist ein Beruf, der von Ihnen verlangt, teilweise sehr unterschiedliche Rollen zu übernehmen – Kämpfer, Ausbilder, Vermittler, aber auch Katastrophen- und Aufbauhelfer. Der Kern ist jedoch für uns Gebirgsjäger die Fähigkeit, im Kampf in schwierigem Gelände und bei widrigen Witterungsbedingungen bestehen zu können“, verdeutlichte Oberstleutnant Sonnenberger die Aufgaben, bevor es zum eigentlichen Geloben kam.

Truppenfahne vortreten“

Unter Führung von Oberstabsfeldwebel Martin Streif trat die Truppenfahne nach vorne und zudem vier Rekruten stellvertretend für ihre Kameraden mit der Hand an der Fahne. Gemeinsam gelobten sie „der Bundesrepublik treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“. Der Dritte Bürgermeister Wolfgang Fegg und Oberstleutnant Sonnenberger gratulierten den jungen Kameraden für ihre Entscheidung, nun Soldaten zu sein.

Mit dem Ausmarsch der Truppenfahne mit dem Gebirgsmusikkorps und Ehrenzug endete ein feierliches Gelöbnis. Bleibt nur zu hoffen, dass die Rekruten demnächst wieder in den jeweiligen Patengemeinden ihren Eid zum Vaterland ablegen dürfen.

Nach dem Gelöbnis gab es für die Angehörigen noch bei einem Art „Tag der offenen Tür“ die Gelegenheit, sich ein Bild zu machen von den Aufgaben eines jungen Soldaten. Die Ausbilder der Ausbildungskompanie hatten verschiedene Stationen aufgebaut mit Ausrüstung und Gerät, die ein Gebirgsjäger braucht, um seinen Dienst zu verrichten. Das Interesse daran war sehr groß, was auch an den vielen Fragen der Angehörigen zu erkennen war.

Am nächsten Mittwoch, den 13.10.21 findet die Übergabe des Gebirgsjägerbataillons um 15.00 Uhr am Schlossplatz in Berchtesgaden statt. Oberstleutnant Martin Sonnenberger übergibt die ‚Struber Jager‘ an seinen Nachfolger Oberstleutnant Sebastian Becker. Hierzu ist auch die Bevölkerung wieder herzlich eingeladen.

Bildmaterial von der Bundeswehr und Gerd Schelble