Zum dritten Mal ein Gelöbnis unter Ausschluss der Öffentlichkeit

 

Am 17.12. 2020 wurde in der Kaserne Strub das Gelöbnis der Rekruten des IV.Quartal 2020 leider ohne Eltern aber mit Beteiligung der Öffentlichkeitsvertreter und der Gebirgsjägerkameradschaft 232 BGD e.V durchgeführt.

 

Im Anschluss hat Christan Wechslinger (Berchtesgadener Anzeiger) seine Eindrücke niedergeschrieben:

Gelöbnis

17 Rekrutinnen und 136 Rekruten geloben am Exerzierplatz in der Strub bei Berchtesgaden

Bischofswiesen – In Zeiten der Pandemie verlegt die Bundeswehr das feierliche Gelöbnis aus Sicherheitsgründen hinter die Kasernenmauern. So auch beim Gebirgsjägerbataillon 232 in der Strub, wo am  letzten Donnerstag zum dritten Mal ein Gelöbnis unter Ausschluss der Öffentlichkeit und auch ohne den verwandtschaftlichen Anhang der Soldatinnen und Soldaten stattgefunden hat. Nachdem bei den letzten beiden Gelöbnissen die musikalische Untermalung aus der Konserve kam, spielte zuletzt wieder nach guter alter Tradition eine Abordnung des Gebirgsmusikkorps aus Garmisch-Partenkirchen mit schmissiger Marschmusik auf. Höhepunkte der musikalischen Darbietungen waren am Ende des eindrucksvollen militärischen Aktes das Bayernlied und die deutsche Nationalhymne, bei der die angetretenen Soldatinnen und Soldaten kräftig mitgesungen haben. In gut einem Monat werden die Soldatinnen und Soldaten nach Abschluss der Grundausbildung in die verschiedenen Einheiten des Heeres, vornehmlich jedoch in die Brigade 23 Bayern versetzt.

Erstmals in der über 60jährigen Geschichte des Gebirgsjägerbataillons 232 Strub führt mit Hauptmann Sandra Muth eine Soldatin 153 Rekrutinnen und Rekruten durch die Grundausbildung. Nachdem in Zeiten einer Pandemie das Gelöbnis bereits zweimal in der Kaserne stattgefunden hat, mussten nun zum dritten Mal die Verwandten der Soldaten zu Hause bleiben. Dafür jedoch folgten mehrere Honoratioren der Region der militärischen Einladung. Garnisons-Bürgermeister Thomas Weber betonte bei seiner Begrüßung den extrem hohen Stellenwert, den die Struber Gebirgsjäger in den fünf Berchtesgadener Gemeinden einnähmen. Weber richtete beim Tags zuvor abgelehnten Einsatz von bewaffneten Drohnen eine scharfe Attacke an die Regierung nach Berlin und verurteilte dies als vorzeitiges parteipolitisches Wahlgeplänkel, für das er überhaupt kein Verständnis habe. Rekrutensprecher Marvin Thul sprach für seine Kameradinnen und Kameraden und machte dabei zum einen die Umstellung ins Soldatenleben, als auch die Strapazen der soldatischen Ausbildung deutlich. Gleichwohl seien alle Soldatinnen und Soldaten auf dem besten Weg mit dem Watzmann im Rücken und der Frau Hauptmann voran die Grundausbildung zu meistern. Einer sei keiner und nur die gelebte Kameradschaft sei der Schlüssel für die militärische Gemeinschaft. Als Beispiel für die gemeinsame kameradschaftliche Bewältigung der täglichen Hindernisse nannte der Rekrutensprecher sinnbildlich die zwei Meter hohe Holzwand der Hindernisbahn. Den Ausbildern dankte Thul für die einwandfreie Führung und ein beispielhaftes Verhalten auf allen Ebenen. Abschließend dankte der Rekrutensprecher den Familien, die teilweise über weite Entfernungen ihre Rekrutinnen und Rekruten unterstützten.

Klare Worte an Querdenker!

Bataillonskommandeur Oberstleutnant Martin Sonnenberger bedauerte, dass das feierliche Gelöbnis nicht wie sonst traditionell in einer der Berchtesgadener Patengemeinden stattfinden könne. Gleichwohl werde den Angehörigen eine Videoaufzeichnung des Gelöbnisses zur Verfügung gestellt. Eine militärische Grundausbildung in Zeiten eines Virus fordere die Rekrutinnen und Rekruten in besonderer Weise, so der Kommandeur, der von nur zwei Abbrechern sprach und den Angetretenen für deren Einsatz Respekt zollte. Denn gerade eine Grundausbildung zwischen November und Januar sei besonders fordernd. Man habe viel gefordert, doch alle hätten Härte gegen sich selbst und Leidensfähigkeit gezeigt, lobte der Kommandeur und forderte die Angetretenen auf dies zu bewahren. Die Bundeswehr sei in einem Umfang wie nie zuvor im Hilfs- und Katastropheneinsatz gefordert. So würden derzeit 10000 Soldaten an Teststationen und Gesundheitsämtern auch über die Feiertage Dienst leisten. Zugleich sei es eine Zeit, in der eine laut auftretende Minderheit über eine Corona-Diktatur schwadroniere, die Freiheit und Unabhängigkeit der Presse in Abrede und Verschwörungstheorien herstelle, so Sonnenberger, der dies als Versuch vom rechten Rand der Gesellschaft bewerte Hand an die demokratischen freiheitlichen und rechtsstaatlichen Grundfesten zu legen. Es sei vor allem auch der Versuch das Vertrauen der Menschen in die Entscheidungen und Maßnahmen von Ländern und der Bundesregierung zu untergraben, monierte der Kommandeur und rief den Soldaten zu diesen Situationen im privaten und dienstlichen Bereich entgegenzutreten. Im Weiteren richtete der Bataillonskommandeur einen Blick ins nächste Jahr, wenn zwei Kompanien als Blauhelm-Friedenstruppe von April bis Oktober nach Mali verlegen und dort die malischen Sicherheitskräfte unterstützen. Den dort derzeit eingesetzten Soldaten des Nachbarbataillons 231 aus Bad Reichenhall wünschte Sonnenberger gesegnete Weihnachten und eine gesunde Rückkehr in die Heimat. Neben dem vom Bundestag mandatierten Einsätzen sei spätestens nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim und dem Krieg in der Ost-Ukraine die Fähigkeit der Bundeswehr zur Landes – und Bündnisverteidigung wieder stärker in den Fokus gerückt, führte Sonnenberger weiter aus und dankte den Soldatinnen und Soldaten für die Bereitschaft zu dienen. Gleichwohl machte der Kommandeur deutlich, dass es sich die Demokratie nicht leicht mache Soldatinnen und Soldaten in bewaffnete Einsätze zu schicken.

Christian Wechslinger

(Fotos: Christian Wechslinger und Gerd Schelble)