Gedenken der Gefallenen am Volkstrauertag

Im Anschluss hat Christian Wechslinger (Berchtesgadener Anzeiger) seine Eindrücke niedergeschrieben:

Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 232 und Honoratioren traditionell am „Löwen“

Bischofswiesen – Am „Löwen“ vor dem Gebirgsjägerbataillon 232 in der Strub gedachten Soldaten und Honoratioren im Beisein der Fahnenabordnungen der Gebirgsjägerkameradschaft 232 und der Soldaten- und Kriegerkameradschaft Bischofswiesen anlässlich des Volkstrauertages der Toten beider Weltkriege und der Auslandseinsätze. Bataillonskommandeur Sebastian Becker erinnerte daran, dass bei den letzten Einsätzen auch Kameraden des Bataillons gefallen sind. Als äußeres Zeichen des Trauertages legten Becker und der Vorsitzende der Gebirgsjägerkameradschaft 232 Gerd Schelble am Ehrenmal einen Kranz nieder.

Dies geschehe, so der Bataillonsführer, als Zeichen der Erinnerung an die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege. Darüber hinaus galt das Gedenken auch den Soldaten, die bei der Ausübung ihrer Pflicht zur Verteidigung des Rechts und der Freiheit des deutschen Volkes im In – und Ausland ihr Leben ließen. Für OTL Becker habe der Volkstrauertag zwei unterschiedliche Dimensionen. Zum einen habe der Tag eine Außenperspektive, die sich an die Gesellschaft richtet und aufzeigt, dass Frieden und Freiheit in Deutschland nicht gottgegeben ist. Vielmehr dient der Volkstrauertag als Zeichen für die Bevölkerung, dass die heutige Form des Zusammenlebens viele Opfer gefordert hat, um Einsatz und Opferbereitschaft aufrecht zu erhalten. Auf vielen Soldatenfriedhöfen in ganz Europa würden ehemals verfeindete und heute freundschaftliche Nationen ihrer Toten gedenken. All diese Nationen eint das Streben in würdevoller Erinnerung an die Opfer und Toten zum Frieden zu mahnen, so Becker, der im Weiteren davon sprach aktiv für die Werte einzutreten, welche für die Nation stehen und denen sich die Soldaten der Bundeswehr besonders verpflichtet fühlten. Der militärische Führer sprach jedoch auch davon, dass  nach 75-jährigem Frieden in Europa am 24. Februar diesen Jahres wieder ein Krieg entbrannt sei. In der zweiten Dimension seiner Ausführungen sprach der Kommandeur davon, dass mehrere Soldaten von ihrem Einsatz in Afghanistan nicht lebend in die Heimat zurückgekehrt seien. Nachdem in Beckers Bataillon jedes Quartal Rekruten ausgebildet würden, sprach der Kommandeur davon, dass die jungen Soldatinnen und Soldaten im Extremfall ihr Leben einsetzen müssten, um die freiheitliche Grundordnung zu verteidigen. Abschließend berichtete Becker, dass bei den Auslandseinsätzen 14 Soldaten des Verbandes ihr Leben gelassen haben. „Ich sehe es als meine Pflicht an unsere toten Kameraden in Ehren zu halten, denn sie sind das mahnende Bindeglied für einen verantwortungsvollen Umgang einer Gesellschaft mit ihrem Militär, um Lehren aus unserer Geschichte zu ziehen, um die Zukunft in Frieden und Freiheit gestalten zu können“, schloss der Kommandeur seine Rede und bat die Angetretenen in Erinnerung an die verstorbenen Kameraden für eine Minute innezuhalten.

Militärpfarrer Volker Wahlenmeier erinnerte in einer bewegenden Rede an den Bruder seines Großvaters, der 1942 in Russland im Alter von 22 Jahren gefallen und seither vermisst ist. Ein Bild vom Gefallenen stand viele Jahre im Wohnzimmer seines Großvaters. In ungezählten Wohnzimmern hingen solche Bilder von Gefallenen unsinniger Kriege, die von selbstherrlichen Despoten, verblendeten Völkern und leider auch Religionen geführt worden seien, bedauerte der Militärpfarrer. Daher müssten die parlamentarischen Demokratien stets wachsam sein, um Kriege zu verhindern. Bilder von Kriegsopfern hängen in vielen Ländern dieser Erde, was auch der Krieg in der Ukraine wieder sehr deutlich mache. In Kriegen gäbe es keine Sieger, sondern nur Zerstörung, Verzweiflung, Tod und Trauer, schloss der Geistliche. Ein Trompeter intonierte zum Schluss des Traueraktes eindrucksvoll das Lied „Ich hatt` einen Kameraden“.                                                              

Christian Wechslinger

(Foto: Wechslinger u. Schelble)